Bewegung macht Geschichte

PDF

Merken

Ausstellung
Zahlreiche Schienen durchziehen das Weltkulturerbe Völklinger Hütte: Wo führten sie hin, was wurde darauf angeliefert, welche Produkte gingen von Völklingen aus in die Welt? Und von wo kamen die Menschen, die die schwere und nicht selten gefährliche Arbeit am Hochofen, in der Kokerei oder in der Gebläsehalle verrichteten? Das sind Fragen, die sich unweigerlich bei einem heutigen Besuch im ehemaligen Eisenwerk stellen.

Die Völklinger Hütte war ein pulsierendes Kraftzentrum, in das jeden Tag im Schichttakt die Arbeiter:innen hinein- und hinausströmten. Ebenso kamen ständig Rohstoffe und Materialen in Völklingen an, während zugleich Eisen und Stahl in alle Himmelsrichtungen exportiert wurden. Die Ausstellung BEWEGUNG MACHT GESCHICHTE in der zweiten Etage des Wasserhochbehälters eröffnet bislang unbekannte Perspektiven auf die Rohstoff-, Menschen- und Produktströme, die elementar mit der Geschichte der Völklinger Hütte verbunden sind. "Wir haben nun die einmalige Gelegenheit, die historischen Bewegungen von Menschen und Material rund um das Eisenwerk multimedial zu bündeln und die europäischen wie globalen Vernetzungen der Hütte sichtbar und erlebbar zu machen“, erläutert Generaldirektor Dr. Ralf Beil.

So kamen die für die Eisenproduktion nötigen Erze nicht nur aus Lothringen, sondern ab den 1960er Jahren von allen sechs Kontinenten. Geliefert wurde spätestens ab der Nachkriegszeit weltweit. Die humane Mobilität in all ihren – auch drastisch gewaltsamen – Facetten bildet ein bedeutendes Element der Ausstellung: von den Wanderarbeitern und verarmten Bauern aus der Großregion im 19. Jahrhundert über das düstere Kapitel der Zwangsarbeiter:innen im Ersten und Zweiten Weltkrieg aus ganz Europa bis hin zur Arbeitsmigration der Wirtschaftswunderjahre aus Italien und der Türkei.

Dreh- und Angelpunkt der Schau im Wasserhochbehälter ist eine Filminstallation, die umfangreiches Archivmaterial und 3D-Elemente zu einer prägnanten Hütten-Geschichte in zeitgemäßer Bildsprache montiert. Mit Faber Courtial konnte hierfür eines der führenden deutschen Unternehmen im Bereich Visuelle Effekte und Virtual Reality gewonnen werden, welches neben Arbeiten für Museen auch an zahlreichen Terra X-Produktionen beteiligt war. Die Autorin Nina Koshofer, die bereits den abendfüllenden Film „Der Stahlbaron – Hermann Röchling und die Völklinger Hütte“ für SWR/arte realisiert hat, hat in enger Zusammenarbeit mit dem Weltkulturerbe-Team und der wissenschaftlichen Beraterin Dr. Inge Plettenberg für die inhaltliche Qualität der Darstellung gesorgt.

Die Exponate im Wasserhochbehälter schlagen einen Bogen von der Gründung der Völklinger Eisenhütte vor 150 Jahren bis zum Ende der Roheisenproduktion im Jahr 1986. Wir treffen auf den Reisekoffer des Hüttengründers Julius Buch mitsamt historischen Dokumenten und ein Originalstück jener erfolgreichen Stahlträger mit Röchling-Prägung, die zum rasanten Aufstieg der Hütte beigetragen haben. Außerdem im Wasserhochbehälter zu erleben: ein Originalschwungrad des Erzschrägaufzugs, ein Radio-Interview des Vielfliegers und Wehrwirtschaftsführers Hermann Röchling vom Berliner Flugplatz Tempelhof, historische Schuhe, Stechuhren und Schilder aus Betriebszeiten sowie Erinnerungen von ehemaligen Werksangehörigen, die eigens für die Ausstellung neu zusammengetragen und aufgenommen wurden. Hinzu kommen zahlreiche fotografische Zeitzeugnisse aus den unterschiedlichen Hütten-Epochen sowie Werkzeitschriften und Werbebroschüren. Alles zusammen bildet einen emotional dichten und höchst anschaulichen Überblick zur bewegten Historie der Hütte.

So durchwandern wir verschiedenste Realitäten um das ehemalige Eisen- und Stahlwerk: von den Frauen, die im Werk arbeiteten, über den Generalstreik von 1919 bis zu den veritablen Wimmelbildern des Schichtwechsels, der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Stadtleben rund um den Völklinger Bahnhof und seine Kneipen bestimmte. Und wer erfahren möchte, welches Gewicht die sogenannten „Erzengel“ auf ihren Köpfen transportierten, kann gerne selbst einmal einen entsprechenden Korb mit Erz anheben.

BEWEGUNG MACHT GESCHICHTE ist die erste Ausstellung im historischen Wasserhochbehälter und bietet die Möglichkeit, bereits vor der Eröffnung des neuen Haupteingangs einen Blick in diesen bedeutenden industriellen Bau aus dem Jahr 1917/18 zu werfen und so einen ersten Eindruck von der auratischen Raumatmosphäre zu erhalten. Bis zur Fertigstellung des neuen Eingangs im Oktober steht die Ausstellung Besucher:innen im Rahmen von Führungen offen. Der Zugang in die zweite Etage erfolgt über die neue Brücke am Kohlegleis.


BEWEGUNG MACHT GESCHICHTE

2. Etage des Wasserhochbehälters
Weltkulturerbe Völklinger Hütte
22. Juli 2023 bis 27. August 2028


Zentrale Filminstallation und zahlreiche Exponate sowie Text-, Foto-, Ton- und Filmdokumente aus der Geschichte der Völklinger Hütte

Kurator: Dr. Ralf Beil, Generaldirektor Weltkulturerbe Völklinger Hütte

Terminübersicht

Donnerstag, den 21.11.2024

Ganztags

Freitag, den 22.11.2024

Ganztags

Samstag, den 23.11.2024

Ganztags

Gut zu wissen

Preisinformationen

Eintrittspreise in das Weltkulturerbe Völklinger Hütte und alle Ausstellungen
Normalpreis: 17,00 €
Ermäßigt: 15,00 €
Jugendliche & Schüler - Bis 18 Jahre: 0,00 €
Studierende, Schüler, Auszubildende - bis 27 Jahre mit gültigem Ausweis: 0,00 €

Veranstalter

Paradiesgarten im UNESCO Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Rathausstraße 75-79
66333 Völklingen

Autor:in

Tourismus Zentrale Saarland GmbH

In der Nähe

Anfahrt
Völklinger Hütte
Rathausstraße 75-79
66333 Völklingen
Veranstalter
Paradiesgarten im UNESCO Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Rathausstraße 75-79
66333 Völklingen