Katharina Sieverding

Aufgewachsen im Ruhrgebiet, verfolgte Sieverding, inspiriert von der Idee eines Gesamtkunstwerks, zunächst eine Karriere im Bereich der Kostümausstattung an Schauspielhäusern in Städten wie Hamburg und Wien. Anschließend studierte sie an der Kunstakademie Düsseldorf in der Bühnenbild- und Filmklasse unter Teo Otto und Ole John Povlsen. Ihr Studium schloss sie 1972 als Meisterschülerin von Joseph Beuys in der Bildhauerklasse der Akademie ab.

Seit 1975 widmet sich Sieverding der Großfotografie, wobei ihre Arbeiten den Zusammenhang zwischen mikroskopischen und makroskopischen, individuellen und globalen Prozessen thematisieren. Ihre seriellen Fotofolgen, die häufig großformatige Nahaufnahmen ihres Gesichts umfassen, werden sowohl als Reflexionen über die eigene Identität als auch als Stellungnahmen zu politisch-gesellschaftlichen Fragestellungen interpretiert. Sie dokumentiert, seziert und diagnostiziert historische sowie aktuelle gesellschaftliche Themen, um gesellschaftliche Wunden aufzuzeigen, Gendergrenzen zu hinterfragen und die Macht sowie den Machtmissbrauch von Bildern kritisch zu beleuchten. Mit ihren monumentalen Arbeiten hat Sieverding dem Medium Fotografie eine neue Dimension verliehen, die sich immer wieder auch politisch positioniert – sei es in Bezug auf den Nationalsozialismus, die Frage nach einer deutschen Identität im Kontext antidemokratischer Strömungen oder globale Herausforderungen.
Obwohl Sieverdings Werke unmittelbare Bezüge zu aktuellen Ereignissen wie den Ursachen und Folgen von Kriegen sowie deren komplexen Macht- und Gewaltkonstellationen aufweisen, erscheinen sie dennoch zeitlos und gegenwärtig. Die aktuelle Ausstellung in Düsseldorf bietet neben den zentralen Werken aus dem rund 60-jährigen Schaffensprozess der Künstlerin auch erstmals einen Einblick in ihr umfangreiches Archiv, das als offener Diskursraum in die Ausstellung integriert ist.

Ausstellungslaufzeit: 1. November 2024 bis 23. März 2025