- 06:40 h
- 571 m
- 584 m
- 110 m
- 433 m
- 323 m
- 24,21 km
- Start: Stadtverwaltung Schieder
- Ziel: Stadtverwaltung Schieder
„NaturZeitReise“ – Geschichte(n) zum Schwalenberger Wald
Gibt es etwas Schöneres, als an einem sonnigen Tag durch den Wald zu wandern? Einfach aus eigener Kraft unterwegs zu sein, unter dem grünen Blätterdach die frische Luft tief einzuatmen, das Spiel des Sonnenlichts zwischen den Baumwipfeln zu genießen und die Vielfalt des Waldes mit allen Sinnen aufzunehmen?
Der Wald ist im Verständnis vieler Menschen auch heute noch der Inbegriff von Natur und Urwüchsigkeit. Insbesondere die Deutschen haben über Generationen hinweg eine „sagenhafte“ Beziehung zum Wald entwickelt. Die Romantiker haben ihn poetisch und malerisch als Sehnsuchtsort verklärt. Die Gebrüder Grimm haben in ihren Märchen den Wald zum Sitz einer phantastischen Lebenswelt mit Feen, Hexen und Zwergen erhoben. Abseits dieser Fantasiewelt hat der Wald aber auch seine ganz eigene Geschichte. Und genau diese Geschichte will der Naturpark Teutoburger Wald / Eggegebirge mit seiner NaturZeitReise durch den Schwalenberger Wald erzählen.
Der Schwalenberger Wald liegt auf einem bis zu 446 m ansteigenden Bergmassiv. Er gehört mit seinen rund 27 km² zu den bedeutenden Waldgebieten in Lippe. Markant ist sein über 70-prozentiger Laubwaldanteil, der es zu einem Schutzgebiet von europäischer Bedeutung macht. Auf dem Bergrücken liegt ein ehemaliges Moor, das „Mörth“, dessen einstige vernässte Fläche anhand der Aufforstung mit Fichten klar abgrenzbar ist. Gefährdete Tier- und Pflanzenarten finden in der dominanten Buchenwaldgesellschaft ihr Zuhause.
Der Schwalenberger Wald hat eine sehr wechselvolle Geschichte, die der neue Naturparktrail an ausgewählten Erlebnisstandorten nachzeichnet. Schnell wird klar, dass die Menschen im Laufe der Jahrhunderte den Wald immer wieder nach ihren Bedürfnissen genutzt und verändert haben. Sie trieben Kühe, Ziegen und Schweine zur Hude in den Wald und entnahmen ihm das Laub als Einstreu für die Tiere in den Stallungen während des Winters. Der Wald war für sie die einzige Energiequelle, außerdem Rohstoffproduzent für die Dinge des alltäglichen Bedarfs und Bauholzlieferant für das Dach über dem Kopf. In der Frühen Neuzeit und zu Beginn der Industrialisierung verbrauchten die Menschen den Wald schneller als je zuvor. Mit großen Holzeinschlägen konnten die Waldbesitzer schnell Geld verdienen. Zudem fraßen die Glashütten durch ihren hohen Energiebedarf das Holz des Schwalenberger Waldes förmlich auf. Raubbau am Wald war an der Tagesordnung, der zu einer massiven Holznot führte. Zurück blieb eine verwüstete, kahle Landschaft.
Aber das Schlimmste konnte abgewandt werden. Heute finden wir in demselben Gebiet eine intakte Waldlandschaft vor - nur Namen erinnern an diese vergangene Zeit wie der Kahlenberg, dessen Aufforstung zum Zuwachsen des schönsten historischen Aussichtsturms Lippes geführt hat.
„Nachhaltigkeit“ heißt das Stichwort für die moderne Forstwirtschaft. Ihre Maxime lautet: „Man entnehme dem Wald nicht mehr Holzmasse, als gleichzeitig nachwächst“. Der Landesverband Lippe als Besitzer des Schwalenberger Waldes bekennt sich uneingeschränkt zu diesem Prinzip.
Im Schwalenberger Wald geben „Zeitzeugen“ und „Zeitfenster“, die der Naturpark entlang des Wanderweges aufstellen ließ, Informationen zu vielen dieser Waldgeschichten und lenken den Blick des Wanderers gezielt auf die noch erkennbaren historischen Relikte.
Auch biotoppflegende Maßnahmen wie die Anlage und Reaktivierung von Artenschutzgewässern, die Bündelpflanzung einer Linde und Ergänzungspflanzungen in einer Obstbaumwiese standen bei der Einrichtung des Naturparktrails auf der Agenda. Natürlich werden auf der Wanderung auch naturkundliche Informationen unter anderem über die Bedeutung von Totholz im Wald oder die Besonderheit des Mörths als höchstgelegener Laichplatz für Kammmolche in Nordrhein-Westfalen gegeben.
Die Geschichte des Schwalenberger Waldes kann auf zwei Schleifen von jeweils rund 18 km Länge erwandert werden. Die Blicke vom Waldesrand in die Landschaft zu beiden Seiten des Bergrückens sind etwas für Genießer. Der Naturpark hat für die Wanderer auch Ruheplätze geschaffen und an zwei besonders einladenden Plätzen Landschaftsliegen für das Wohlbefinden in der Natur aufgestellt.
Der Wald ist für die Menschen seit Generationen schon immer ein ambivalenter Bezugsort gewesen. Die alten Mythen des Waldes spielen in den Köpfen der modernen Menschen heute zwar keine große Rolle mehr, aber spannende „Waldgeschichten“ werden immer noch erzählt. Der „Naturparktrail Schwalenberger Wald“ im Naturpark Teutoburger Wald / Eggegebirge ist dafür ein Beispiel.
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Autor:in
Teutoburger Wald Tourismus - Fachbereich der OWL GmbH
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